30.000 Brötchen für Hertha BSC

Im Gegensatz zu seinem Kunden Hertha BSC geht Andreas Rösler nach jedem Heimspiel des Berliner Bundesligisten als Sieger vom Rasen. Die Taktik des Spandauer Bäckermeisters ist ganz einfach: Sein Betrieb liefert für jede Begegnung im Olympiastadion die Bratwurst-Brötchen.

Wenn der Kartenvorverkauf für eine Partie eher schleppend war, spüren das auch die Röslers. Dann bestellt die Fußballabteilung des Vereins „nur“ 12 000 oder 15 000 „Hertha“-Brötchen. Wenn es gut gelaufen ist, können es auch schon mal 30 000 sein. Die genaue Stückzahl erfährt Andreas Rösler zwei Tage vor dem Spiel.

Gruppenbild mit Vater, Sohn und Hertha-Brötchen

In der Bestellung steht dann zudem, welche Bratwurst-Stände im Stadion wann zu beliefern sind. Pfeift der Schiedsrichter das Samstagsspiel um 15:30 Uhr an, beginnt Rösler etwa 24 Stunden vorher mit der Produktion der Großbestellung. „Wenn die Bäcker um 1 Uhr da sind, muss ich fertig sein“, erklärt der 54-jährige Unternehmer.

Die Bratwurst-Schrippen des 1878 gegründeten Familienbetriebs sind eine Spezialanfertigung: Sie haben keinen Schlitz, damit sie beim Aufschneiden nicht in drei Teile fallen. Den Schnitt ins Brötchen übernimmt eine eigens dafür angeschaffte Maschine.

Und in der Pause geht’s dann um die Wurst … Foto: Detlef Römer

Beginnt die Partie im Olympiastadion am Abend, startet Rösler mit der Sonderbestellung nach der Produktion der Tagesware. Zwei oder drei studentische Aushilfen verstauen die Ware in die Transporter und fahren sie gemeinsam mit dem Chef zum Ort des Geschehens, wo die Wurstbuden innerhalb von 90 Minuten zu bestücken sind.

 

Und nach der Wurst vielleicht einen Keks …

„Die uns zugeteilten Zeitfenster müssen wir genau einhalten“, erzählt Andreas Rösler, „sonst kommen wir nicht ins Stadion rein“. Nach der Unterzeichnung des lukrativen Auftrags für Hertha BSC vor fünf Jahren hatte der Bäckermeister zunächst leise Zweifel hinsichtlich der Umsetzung dieser speziellen Order. „Aber mit der Zeit haben wir uns da gut reingefuchst, und inzwischen alles klappt wie am Schnürchen“.

 

… oder ein Stückchen Kuchen

Etwas unbefriedigend hinsichtlich der Qualität findet er allerdings den Umstand, dass die Brötchen beim Einklemmen der Bratwurst nicht mehr taufrisch sind. Aus diesem Grund würde er sie gerne später anliefern, aber da spielt der Kunde nicht mit.

Es war einmal …

Ginge es nach Hertha BSC, würde die vor 140 Jahren gegründete Bäckerei mit acht Filialen zudem die Brezeln liefern sowie den VIP-Bereich des Bundesligisten mit Backwaren versorgen. Damit, so Rösler, kämen die Spandauer allerdings an ihre Grenzen: „Wir können nicht mehr als arbeiten.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)