Ohne Butter, Eier und Sahne

Alle haben an sie und ihre Geschäftsidee geglaubt. Die Familie, Freunde, der Coach – und zu guter Letzt sogar die Bank. Es konnte also losgehen. Im Februar 2015 eröffnete Steffi Trotzke ihr veganes Café im Berliner Stadtteil Friedrichshain und erfüllte sich damit auf 32 Quadratmetern einen Traum. Im Alter von 25 Jahren wagte die heute 33-jährige Dresdnerin einen Neuanfang: Sie hängte ihren anstrengenden Beruf als Köchin in einem Drei-Schicht-System an den Nagel und absolvierte eine Ausbildung zur Konditorin.

 

Ganze vier Tische passen in das kleine romantisch eingerichtete Café in der Lehnbachstraße, das von klassischer Musik erfüllt wird und täglich außer montags von 9-18 Uhr geöffnet ist. Da bleibt für die Küche beziehungsweise die Backstube nicht mehr viel Platz übrig. Dennoch schafft es Steffi Trotzke, die Vitrine jeden Tag mit vier bis fünf Kuchen und Torten sowie die Auslage auf der Theke mit allerlei Kleingebäck zu bestücken. Und am Wochenende kommt sogar noch ein überschaubares glutenfreies Angebot hinzu. „Es geht auch wunderbar ohne Butter, Eier und Sahne“, sagt die Jungunternehmerin, die sich gerade selbst auf dem Weg von der Vegetarierin zur Veganerin befindet.

Das sehen ihre ernährungsbewussten oder mit Allergien kämpfenden, meist jüngeren Kunden genauso. Sie freuen sich, dass sie hier Backwaren kaufen können, deren Inhaltsstoffe sie kennen und die ihnen keine gesundheitlichen Probleme bescheren. Und Steffi Trotzke freut sich, dass sie Menschen glücklich machen kann, die es sonst nicht so leicht haben, ein schmackhaftes frisches Stück Kuchen zu bekommen. „Das geht ja oft schon bei Kindern los, die allergisch auf Früchte oder Nüsse reagieren.“

 

Doch mittlerweile wagen sich auch immer mehr Neugierige ins velicious, die wissen möchten, wie Kuchen ohne Butter, Eier und Sahne mundet. „Viele sind überrascht, wie gut vegane Backwaren schmecken und kommen dann wieder.“ Aber es gibt auch die andere Seite der Medaille: Potenzielle Kunden betreten den Laden und machen auf dem Absatz wieder kehrt, wenn sie hören, dass hier alles vegan ist.

Die Konditorin, die ihr Handwerk in Hamburg und Dresden gelernt hat, verwendet ausschließlich Dinkelmehl und zu 90 Prozent biologische Zutaten. Wichtig ist ihr zudem, dass alles seine Zeit hat. „Deshalb gibt es bei mir im Winter auch keine Erdbeertorten und im Sommer keinen Quittenkuchen.“ Allein der Streuselkuchen und das Kleingebäck befinden sich das ganze Jahr über in der Auslage.

Angesichts der Größe des Café verwundert es nicht, dass der Außer-Haus-Verkauf den meisten Umsatz bringt. Gleichwohl lassen sich mittlerweile immer mehr Gäste auf eine Tasse fair gehandelten Bio-Kaffee und ein Stück Kuchen zum Durchschnittspreis von drei Euro nieder. Oder sie kommen schon zum Frühstück, zu dem die Konditorin nun auch selbstgebackene Brötchen reicht. Gut entwickelt sich überdies das Mittagsgeschäft mit kleinen Speisen wie Suppe, Eintopf und Quiche, die ebenfalls zum Preis von drei Euro über die Theke gehen.

 

Langsam ins Rollen kommen zudem Bestellungen für Feierlichkeiten wie Hochzeiten und Geburtstage. Und darüber hinaus gibt es erste Anfragen von Cafés, die ihr Angebot mit einem veganen Tupfer bereichern möchten. Das ist der Stoff, aus dem Steffi Trotzke sich ihren nächsten Traum erfüllen möchte.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)