Nach 23 Jahren zurück zu den Wurzeln

Alles auf Anfang: Nach 23 Jahren als Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Berliner Bio-Bäckerei Beumer & Lutum steht Christa Lutum wieder in der Backstube. Anfang des Jahres hat die Bäckermeisterin das mit Antonius Beumer gegründete Unternehmen verlassen und am 23. Juni einen neuen Betrieb im Bezirk Charlottenburg eröffnet. Der heißt schlicht „Christa Lutum Bäckermeisterin“ und versteht sich als Kiezbäckerei.

Christa Lutum ist wieder in ihrem Element – in der Backstube!

„Bei Beumer & Lutum ging es nur noch in eine Richtung, die ja auch über viele Jahre Spaß gemacht hat“, erzählt die 54-Jährige Bäckermeisterin, „aber irgendwann wird man nicht mehr gefragt, ob man das eigentlich will“. Lutum vermisste mehr und mehr den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern in der Produktion und zur Kundschaft der mittelständischen Firma, der ob ihrer Bürotätigkeit weitgehend auf der Strecke blieb. „Außerdem bin ich doch eher die Handwerkerin.“

Die darf sie jetzt wieder nach Herzenslust sein – in einer Bio-Backstube mit einem bewusst überschaubaren Angebot aus bisher je fünf Sorten Brot und Brötchen, sechs bis acht Kuchen nach dem Baukastenprinzip und einigen süßen Stückchen. „Wenn wir kein aussterbendes Handwerk sein wollen, müssen wir in die Offensive gehen“, betont Christa Lutum, „und zwar mit einem kleinen, unverwechselbaren Sortiment, und wir müssen den Kunden zeigen, was wir machen“.

Mit Spaß bei der Arbeit: Stefan Bürger und Christa Lutum

Was Lutum und ihr Geselle Stefan Bürger morgens ab 5 Uhr in der Backstube machen, ist für die Kunden jederzeit nachvollziehbar: Vom Laden und vom Café mit 24 Plätzen führt der Blick direkt in die Produktion des insgesamt 150 Quadratmeter großen, täglich geöffneten Betriebs, in dem ausschließlich Dinkel- und Roggenmehl verarbeitet wird. „Wir möchten zeigen, dass man mit guter Ware und Freude an der Arbeit ein Anziehungspunkt sein kann“, sagt die Berliner Bio-Pionierin.

Während die Freude an der Arbeit in der Giesebrechtstraße unschwer zu erkennen ist, will die gute und damit relativ teure Ware hingegen erklärt werden. Das macht die stets präsente Meisterin mit viel Herzblut und erläutert zum Beispiel, warum bei ihr kein Weizenmehl zum Einsatz kommt, warum die Brötchen anders aussehen als beim Billiganbieter um die Ecke und warum die Preise höher sind als in der Aufbackstation.

Auch von außen schön anzusehen: Christa Lutums neue Bäckerei

Die Kunst des Erklärens gehört auch zum Handwerk der vier Mitarbeiterinnen in Laden und Café, die keine ausgebildeten Bäckereifachverkäuferinnen sind, sondern in der Hotellerie gelernt haben. Deren Aufgabe ist es vor allem, den Kunden, die bei Christa Lutum „Gäste“ heißen, jeden Wunsch von den Augen abzulesen, anstatt Zusatzkäufe zu generieren. „Das geht nur mit Leuten aus dem Service“.

Und weil die aus dem Münsterland stammende Bäckermeisterin den bei Beumer & Lutum auf der Strecke gebliebenen Kundenkontakt so liebt, wird sie künftig noch mehr Flagge im Laden zeigen und deshalb eine junge Bäckerin einstellen. Denn die Frage, „ob man das eigentlich will“, möchte sich Christa Lutum nie wieder stellen.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)