Mit dem „Alten Dessauer“ und „Leopold“ ins Kulturerbe

Die Fangemeinde weiß Bescheid, aber bei Neukunden sieht die Sache schon anders aus: Wenn letztere in der Bäckerei & Konditorei Schieke nach dem Treberbrot oder -baguette „Alter Dessauer“ fragen, müssen sie zunächst eine kleine Enttäuschung verdauen. Diese Spezialitäten liefert der Betrieb nämlich ausschließlich an das örtliche Brauhaus, den Ratskeller sowie an das Köthener Brauhaus. Und nur dort wird es nicht nur ofenfrisch mit Schmalz und Gurke oder als Canapé serviert, sondern auch im Ganzen verkauft.

 

250 halbgebackene Baguette und 30 Brote aus dieser exklusiven Produktlinie stellen der Inhaber Oliver Schieke und seine beiden Gesellen pro Woche für die drei Restaurants her. Wie der Name vermuten lässt, enthalten sie neben Sauerteig den beim Bierbrauen entstehenden Treber.

Auf seinen Alten Dessauer ist der 41-jährige Konditormeister noch in einem weiteren Punkt stolz: Er gehört zu den bisher 3200 im deutschen Brotregister verzeichneten Produkten, ist also ein Bestandteil des immateriellen Kulturerbes.

 

In den Genuss dieser Ehre kommt zudem Schiekes „Leopoldsbrot“, das er anlässlich des Dessauer Leopoldfestes in Zusammenarbeit mit dem Koch Thomas Wolffgang entwickelt hat. „Für den besonderen Geschmack dieses Vollkornweinbrotes sorgen vor allem eingekochter Wein, eingekochte Orangen sowie Wachholderbeeren und Kürbiskerne“, erklärt Schieke. Und im Gegensatz zum Alten Dessauer ist es zweimal pro Woche exklusiv in den drei Läden des 1949 gegründeten Betriebs erhältlich.

Ziemlich exklusiv ist überdies die Position der Bäckerei Schieke im Liefergeschäft der der 80 000 Einwohner zählenden Bauhausstadt, in der sich noch vier Handwerksbetriebe behaupten: Stolze 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Oliver Schieke mit Hotels, Restaurants Seniorenheimen und Schulen.

 

 

Auf den ersten Blick verlockend war kürzlich auch eine Anfrage des Dessauer Klinikums. Allerdings hatte die Sache einen Haken: „Wir hätten jede der 30 Stationen einzeln bestücken müssen, das wäre von der Logistik und der Zeit her nicht zu schaffen gewesen“, erzählt der Unternehmer.

 

Spielend geschafft hat der Betrieb hingegen die Umstellung auf Molkereiprodukte von einem Bauernhof im 30 Kilometer entfernten Köthen, von dem er nun die Milch sowie Quark und Joghurt bezieht.

 

Die regionalen Zutaten sind nicht nur gut fürs Marketing, sondern auch für die Qualität. „Damit schmecken unsere Produkte tatsächlich besser, man merkt also den Unterschied zum Tetra Pak“, stellt Schieke fest. Darüber freut er sich ebenso wie die Fangemeinde und die Neukunden.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)