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{"id":3329,"date":"2016-11-17T09:40:58","date_gmt":"2016-11-17T08:40:58","guid":{"rendered":"http:\/\/berlinsbestebaecker.de\/?p=3329"},"modified":"2017-11-07T19:52:29","modified_gmt":"2017-11-07T18:52:29","slug":"der-backende-schauspieler","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/berlinsbestebaecker.de\/der-backende-schauspieler\/","title":{"rendered":"Auf der B\u00fchne und in der Backstube"},"content":{"rendered":"
Mit dem Teig kennt sich Philippe Tibbal ebenso gut aus wie mit dem Theater. Deshalb bezeichnet sich der 39-j\u00e4hrige Franzose auch als \u201eBrot- und Theatermacher\u201c. Inzwischen steht der gelernte B\u00e4cker und studierte Schauspieler jedoch kaum noch in der Backstube, daf\u00fcr aber immer \u00f6fter auf der B\u00fchne, die auch schon mal in einer B\u00e4ckerei aufgebaut wird. Dort pr\u00e4sentiert Tibbal mit den T\u00e4nzerinnen und Choreografinnen Paola Zadra und Verena Steffen das St\u00fcck \u201eB.R.O.T. \u2013 Tanztheater in sechs Scheiben\u201c. Im Mittelpunkt der Performance steht die gro\u00dfe Wertsch\u00e4tzung des Kulturguts Brot in Deutschland bei einem gleichzeitig schlechten Image des Berufs.<\/p>\n“B.R.O.T in sechs Scheiben” bei endophina. Foto: Moritz Mentzel<\/strong><\/span><\/figcaption><\/figure>\n
Als Philippe Tibbal 2006 nach Berlin kam, hatte er finanziell ganz sch\u00f6n zu knabbern: Die Stadt ist voller (arbeitssuchender) Schauspieler, und als Mime mit einem starken Akzent hatte er es doppelt schwer. Da musste also erst mal ein Brotberuf her. In seiner Heimatstadt Toulouse und sp\u00e4ter in Paris hatte er mit viel Freude in B\u00e4ckereien (auch in der Backstube) ausgeholfen.<\/p>\n
Daran wollte Tibbal ankn\u00fcpfen und absolvierte eine Ausbildung in der Ufa-B\u00e4ckerei in Neuk\u00f6lln, gefolgt von Stationen als Geselle in dem Kreuzberger Betrieb \u201eSoluna Brot und \u00d6l\u201c sowie in der renommierten franz\u00f6sischen B\u00e4ckerei “Len\u00f4tre” im KaDeWe.<\/p>\nBrot am St\u00fcck: Der T\u00e4nzer in der Backstube. Foto: Gerald Backhaus<\/strong><\/span><\/figcaption><\/figure>\n
Den Grundstein zu \u201eB.R.O.T.\u201c legte der drahtige Franzose schon w\u00e4hrend seiner Lehrzeit: \u201eIch begann spontan und ohne konkretes Ziel Theaterst\u00fccke, Texte und Gem\u00e4lde zu sammeln, die etwas mit dem Thema Brot zu tun haben.\u201c Klar war nur, dass am Ende eine Kombination aus Handwerk und Kunst herauskommen sollte. Tibbals erster Schritt in diese Richtung ging schief: Gerne h\u00e4tte er Wolfgang Borchers Novelle \u201eDas Brot\u201c inszeniert, erhielt jedoch keine Genehmigung vom Verlag.<\/p>\n
Schlussendlich m\u00fcndete Tibbals umfangreiche Materialsammlung in seinem eigenen St\u00fcck: Im Februar dieses Jahres \u00f6ffnete sich der Vorhang f\u00fcr die Premiere von \u201eB.R.O.T.\u201c \u2013 passenderweise in dem Pankower Kulturzentrum \u201eBrotfabrik\u201c. Nach sechs Auff\u00fchrungen ging es zwar nicht Schlag auf Schlag, aber kontinuierlich voran. Am 6. und 7. Mai konnte das \u201eTheater der Arobase\u201c seine Performance in der B\u00e4ckerei endorphina Backkunst auf die B\u00fchne bringen, und weitere Termine in der gl\u00e4sernen Backstube des Bio-Betriebs sollten folgen.<\/p>\nTanztheater Sechs Scheiben B.R.O.T . Foto: BMUB<\/strong><\/span><\/figcaption><\/figure>\n
Gut einen Monat darauf spielten Philippe Tibbal, Paola Zadra und Verena Steffen auf dem Kulturfestival \u201e48 Stunden Neuk\u00f6lln\u201c erstmals vor einem gr\u00f6\u00dferen Publikum, und im September waren sie zu Gast auf einem Festival zum 30. Geburtstag des Bundesumweltministeriums. \u201eIn dem St\u00fcck geht es haupts\u00e4chlich um die Diskrepanz zwischen dem guten Ruf des Brotes und der mangelnden Anerkennung des Berufs\u201c, erkl\u00e4rt Tibbal, \u201eaber auch darum, dass sich viele B\u00e4cker inzwischen unter Wert verkaufen und ihr Handwerk nicht mehr sch\u00e4tzen.\u201c<\/p>\n
Er selbst kommt inzwischen nur noch in seiner Freizeit zum Backen, denn der Traum, beide Berufe gleichzeitig auszu\u00fcben, lies sich bisher nicht verwirklichen. Daf\u00fcr w\u00e4chst das Interesse an \u201eB.R.O.T.\u201c zu schnell und hat dem Ensemble jetzt sogar eine Einladung nach Italien gebracht. Aber aufgegeben hat er ihn nicht, daf\u00fcr reizt ihn die Kombination aus Kunst und Handwerk zu sehr.<\/p>\n
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