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{"id":6844,"date":"2017-12-26T18:18:51","date_gmt":"2017-12-26T17:18:51","guid":{"rendered":"http:\/\/berlinsbestebaecker.de\/?p=6844"},"modified":"2017-12-26T18:21:18","modified_gmt":"2017-12-26T17:21:18","slug":"aus-leidenschaft-zur-deutschen-brotvielfalt","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/berlinsbestebaecker.de\/aus-leidenschaft-zur-deutschen-brotvielfalt\/","title":{"rendered":"Aus Leidenschaft zur deutschen Brotvielfalt"},"content":{"rendered":"
Als die Japanerin Tomoko Morimoto 1995 ihr Studium zur \u00dcbersetzerin f\u00fcr asiatische Sprachen an der Universit\u00e4t Bonn begann, war ihr die deutsche Brotkultur noch kein Begriff. Das sollte sich schnell \u00e4ndern \u2013 und sogar zu einer Leidenschaft werden. Vor allem die damals in Japan kaum bekannten dunklen Brotsorten hatten es ihr angetan. Aus dieser Leidenschaft ist nun ein Buch entstanden: \u201eThe Encyclopedia of German Bread\u201c hei\u00dft der im Sommer f\u00fcr die wachsende Zahl von Liebhabern deutscher Backwaren in Japan erschienene Titel.<\/p>\nTomoko Morimoto<\/span><\/strong><\/figcaption><\/figure>\n
13 japanische B\u00e4ckerinnen und B\u00e4cker konnte die Autorin f\u00fcr ihr rund 230 Seiten umfassendes Werk gewinnen. Sie alle kennen sich mit Brot, Br\u00f6tchen und Kleingeb\u00e4ck deutscher Herkunft bestens aus, haben sie ihr Handwerk doch in Deutschland gelernt oder zumindest Kurse besucht.<\/p>\n
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Nobutaka Shimizu zum Beispiel hat von 2002 bis 2003 ein Praktikum in der Bio-B\u00e4ckerei Schomaker im niederrheinischen Neukirchen-Vluyn absolviert und f\u00fchrt heute unter diesem Label seinen eigenen Betrieb in Tokio. Ebenfalls am Rhein, in der D\u00fcsseldorfer B\u00e4ckerei Hinkel, hat Nobuyuki Kanenaga umfangreiche Erfahrungen gesammelt. In seinem Betrieb \u201eHimmel\u201c bietet der Meister heute mehr 30 Backwaren aus Deutschland, D\u00e4nemark und Frankreich an.<\/p>\nYasuteru Nakagawa<\/span><\/strong><\/figcaption><\/figure>\n
Ruft man um diese Jahreszeit die Webseite der Konditorei & B\u00e4ckerei K. B. Keiji auf, springt einem schon auf der Startseite ein \u201eFrohe Weihnachten\u201c neben einem Tannenbaum ins Auge. Der 1972 gegr\u00fcndete Betrieb z\u00e4hlt zu den \u00e4ltesten B\u00e4ckereien f\u00fcr deutsche Backwaren in Tokio, und das Sortiment ist dem einer deutschen B\u00e4ckerei durchaus ebenb\u00fcrtig. F\u00fcr das Buch hat der Inhaber schw\u00e4bische Brezeln und Toastbrot gebacken.<\/p>\n
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Tomoko Morimoto, die bis 2009 als Marketing-Managerin der dann liquidierten Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft in Tokio t\u00e4tig war, hat ihre Enzyklop\u00e4die in f\u00fcnf Kapitel gegliedert: Brot, Kleingeb\u00e4ck, Festtagsgeb\u00e4ck, Feine Backwaren und Brotkunde.<\/p>\nNoriko Ozawa<\/span><\/strong><\/figcaption><\/figure>\n
Rund 170 Rezepte haben die japanischen Betriebe f\u00fcr das Werk gebacken. Ausgehobenes Bauernbrot, diverse Br\u00f6tchensorten und Faschingskrapfen finden sich hier ebenso wie ein Dinkellaugenherz, westf\u00e4lischer Bauernstuten oder Mandel-, Nuss- und Mohnstollen.<\/p>\n
\u201eDa die meisten B\u00e4ckereien ihre Geheimnisse nicht so gerne verraten, stammt der \u00fcberwiegende Teil der Rezepte von Lutz Gei\u00dfler\u201c, erz\u00e4hlt Morimoto, die heute als selbst\u00e4ndige Unternehmerin Firmen ber\u00e4t, die in Japan deutsche Lebensmittel und Getr\u00e4nke importieren. Weitere Vorlagen haben unter anderem die B\u00e4ckereien Roland Keilig und Felix Remmele beigesteuert.<\/p>\n
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\u201eThe Encyclopedia of German Bread\u201c ist kein klassisches Backbuch f\u00fcr Hobby- und Profib\u00e4cker, sondern eher ein Nachschlagewerk, in dem die besonderen Eigenschaften, die Bedeutung des Namens und Hintergr\u00fcnde \u00fcber die Entstehung der Produkte beleuchtet werden.<\/p>\n
So erkl\u00e4rt die Autorin beispielsweise den Unterschied zwischen bayerischen und schw\u00e4bischen Brezeln, wie die Bezeichnung Mehrkornbrot zu verstehen ist und was es mit dem Neujahrskranz oder der \u201eReutlinger Mutschel\u201c auf sich hat. Deshalb k\u00f6nnen die Leserinnen und Leser nach der Lekt\u00fcre des Buches mit Fug und Recht von sich behaupten, \u00fcber die deutsche Brotkultur bestens im Bilde zu sein.<\/p>\n
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Ganz uneigenn\u00fctzig handelt die diplomierte \u00dcbersetzerin und Dolmetscherin nicht, denn die st\u00e4rkere Verbreitung deutscher Backwaren in ihrer Heimat ist ihr eine Herzensangelegenheit: \u201eAls ich nach zehn Jahren wieder zur\u00fcck in Japan war, hat mir die deutsche Brotvielfalt gefehlt.\u201c Diese Vorliebe teilt sie offenbar mit vielen ihrer Landsleute, die wie sie fast ausschlie\u00dflich mit \u201epappigem Wei\u00dfbrot\u201c aufgewachsen sind: Zwar z\u00e4hlen auch Ausl\u00e4nder zu den Kunden der japanischen B\u00e4ckereien mit deutschem Sortiment, \u201eaber der \u00fcberwiegende Teil sind Einheimische\u201c.<\/p>\nYasutomo Ihara<\/span><\/strong><\/figcaption><\/figure>\n
Zu den Vorreitern deutscher Backwaren in dem 127 Millionen z\u00e4hlenden Land, berichtet Tomoko Morimoto, geh\u00f6re eine gro\u00dfe japanische Supermarktkette. Das Unternehmen habe sich bereits vor 40 Jahren nicht auf den Import von Brot \u201eMade in Germany\u201c beschr\u00e4nkt, sondern eigene B\u00e4cker zur Weiterbildung nach Deutschland geschickt.<\/p>\nAlle Fotos: privat<\/span><\/strong><\/figcaption><\/figure>\n
Morimotos Buch ist einer Startauflage von 5000 Exemplaren erschienen und verkauft sich offenbar so gut, dass der Verlag bereits eine zweite Auflage in Betracht zieht, die 2018 erscheinen d\u00fcrfte. Zudem gibt es Anfragen von Verlagen aus China und Taiwan, die an der Ver\u00f6ffentlichung von Lizenzausgaben interessiert sind. Derweil arbeitet die Autorin bereits an einem Nachfolger. Darin soll es um deutsche Torten und Kuchen gehen, die sich in Asien ebenfalls wachsender Beliebtheit erfreuen. Die ersten japanischen Konditoren haben bereits ihre Mitwirkung signalisiert.<\/p>\n
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