Die Schauspielerin Ava Celik führt glutenfreies Brot zur Serienreife

Ava Celik wollte den Tag nicht länger mit etwas „Schrecklichem“ beginnen – also mit verpacktem glutenfreien Brot aus dem Supermarkt. Deshalb ging sie Mitte 2016 selbst ans Werk und entwickelte ihre eigenen, hefefreien Sauerteigbrote mit Mehlen ohne Klebereiweiß. Nach der Diagnose „Zöliakie“ sah sie dazu keine Alternative. Und so entstand aus der Not eine Tugend.

Seit Dezember 2018 verkauft die gelernte Schauspielerin diese Brote in ihrer eigenen Bäckerei im Berliner Bezirk Charlottenburg. „AERA Bread“ heißt der mit Unterstützung durch die Bürgschaftsbank Berlin gegründete Bio-Betrieb in der Fasanenstraße, 50 Meter vom Kurfürstendamm entfernt. Der Name kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Luft – weil Ava Celik nach dem „schrecklichen Zeug“ aus dem Supermarkt endlich wieder ein luftiges Brot essen wollte.

Nach zweieinhalb mühevollen Jahren des Testens, Tüftelns und Experimentierens hatte die Theater- und Fernsehdarstellerin, die zudem ein Bacheler-Studium der Philosophie und Filmwissenschaften absolviert hat, das Ziel erreicht: Ihr Brot war serienreif. Mit einer Ausnahmebewilligung gemäß Paragraf 8 der Handwerksordnung für glutenfreie Backwaren produziert Celik nun täglich ein Vollkornbrot namens „Saftkorn“ mit selbst hergestelltem Malz sowie ein Bauernbrot in mehreren Varianten und zudem jede Woche ein Spezialbrot, etwa mit Cheddarkäse oder mit Bier und Schnittlauch.

In der von 12 bis 20 Uhr geöffneten Bäckerei geben die Kunden sich die Türklinke in die Hand. „Es läuft sehr gut“, sagt die 29-jährige Gründerin, die ihre Brote und das Kleingebäck aus Buchweizen, Teff, Braunhirse, Soja, Hafer, Reis und Mais herstellt, während das Müsli auf der Basis von Amarandt entsteht. Dass es sich um glutenfreie Erzeugnisse handelt, steht in dem Betrieb mit gläserner Backstube und kleinem Cafébereich nirgendwo geschrieben.

„Ich möchte in erster Linie ein gutes Brot backen, das auch Menschen ohne Zöliakie gerne essen“, schildert Ava Celik ihre Strategie, „deshalb darf man keinen Unterschied schmecken.“ Die Bezeichnung „Bio“ hängt sie ebenfalls nicht an die große Glocke. „Das ist für uns selbstverständlich.“ Laufkundschaft verirrt sich in den Charlottenburger Hinterhof, der im Sommer zum Verweilen einladen soll, eher selten. Das schmälert den Erfolg des jungen Unternehmens jedoch in keiner Weise.

Dabei hat Celik – abgesehen von Instagram – bisher kein aktives Marketing betrieben. Doch bereits vor der Eröffnung ihrer Manufaktur avancierte sie zum Medienliebling: Nicht nur Berliner Zeitungen und Magazine, sondern auch ZEIT Online und der WDR widmeten der damals noch als Hobbybäckerin agierenden Deutsch-Türkin ausführliche Beiträge. Und unter den gut vernetzten Betroffenen mit einer Glutenunverträglichkeit sprach sich die Kunde von der Eröffnung der Bäckerei ohnehin in Windeseile herum.

Noch steht Ava Celik mit ihrer Aushilfe sieben Tage die Woche alleine in der Backstube, in der die Arbeit um 8:30 Uhr beginnt. Doch dank des schnell wachsenden Kundenstamms dürfte sie diesen Status qou nicht länger aufrechterhalten können: „Wir brauchen einen weiteren Mitarbeiter, wobei noch nicht klar ist, ob es ein Profi oder ein versierter Laie werden sein wird.“ Diese Entscheidung wird sie wohl nicht auf die lange Bank schieben können, da auch ihr Onlineshop gerade ans Netz gegangen ist und das schmale Sortiment Schritt für Schritt erweitert werden soll.

Ausbaufähig ist zudem der kleine Cafébereich, der sich in den Sommermonaten auch auf dem Hof wiederfinden wird. Gleichwohl will Celik nicht zur Gastronomin avancieren. „Das ist nicht mein Gebiet.“ Aufwendig zubereitete Snacks, ein komplettes Frühstücksangebot oder gar warme Speisen wird man deshalb auch künftig in der Fasanenstraße nicht finden. Vielmehr beschränkt sich das Angebot auf Kaffee, Kekse, Brot, selbstgemachte Butter und fermentierte Gurken.

 

Die Schauspielerei hat Ava Celik noch keine Minute vermisst: „Ich bin dankbar für diese acht Jahre, in denen ich gutes Geld verdient habe und gut abgesichert war, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass das nichts mehr für mich ist.“ Gutes Geld dürfte sie auch in ihrem neuen Beruf verdienen, denn der Bedarf an glutenfreien Backwaren wächst kontinuierlich. So verwundert es auch nicht, dass „AERA Bread“ bereits die vierte Bäckerei ihrer Art in Berlin ist – und gewiss nicht die letzte sein wird.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)