Burger Brezel: Heute wie vor 225 Jahren eine begehrte Spezialität

Als Johann-Peter Hösterey im Jahr 1795 die „Burger Brezel“ ins Sortiment seiner fünf Jahre zuvor in Solingen-Burg gegründeten Bäckerei aufnimmt, entwickelt sich das rösche, leicht süße Hefedauergebäck schnell zu einem Renner. Dieser Erfolg hat sich in den folgenden 225 Jahren fortgesetzt. Heute führt Hard-Rüdiger Hösterey den Wuppertaler Betrieb in der neunten Generation und beliefert hauptsächlich diverse Bäckerkollegen und Supermärkte mit der bergischen Spezialität.

Das neue Produkt verdankt der Firmengründer einem einquartierten französischen Soldaten, den seine Frau gesund gepflegt hat. „Der Mann war im Zivilberuf Bäcker und hat meinem Ur-Ur-Großvater aus lauter Dankbarkeit das Spindeln der Brezeln beigebracht“, erzählt Hard-Rüdiger Hösterey.

Die Herstellung der kleinen Burger Brezel erfordert reichlich handwerkliches Geschick und Erfahrung. Nach dem Rollen wird der Mittelstrang vier- bis zu fünfmal geschlungen ­– wobei gestandene Experten wie der 78-jährige Konditormeister diesen Vorgang mittels einer sekundenschnellen schwungvollen Bewegung in der Luft erledigen. „Das mache ich im Schlaf und muss dabei noch nicht einmal hinschauen“, sagt der Unternehmer.

Mindestens 50.000 Exemplare der Spezialität verlassen pro Jahr die Backstube Hösterey mit ihren drei Mitarbeitern und einem Bäcker-Auszubildenden. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich über Wiederverkäufer, unter denen sich auch rund 20 regionale Bäckereien befinden. Um die Belieferung dieser Kunden muss sich der kleine Betrieb nicht selbst kümmern, denn diesen Part übernimmt die BÄKO.

Allein von ihren Kollegen könnten Hard-Rüdiger Hösterey und seine ebenfalls im Betrieb arbeitende Frau Sabine (67) jedoch nicht leben. Ein ebenso wichtiges Standbein bilden deshalb die etwa 30 inhabergeführten Edeka-, Rewe- und „akzenta“-Märkte. Hinzu kommen einige kleinere Kunden wie Cafés, Kioske und Marktbeschicker. Und nach wie vor erreichen den passionierten Tischtennisspieler zahlreiche Anfragen von potenziellen Kunden.

So erhielt er kürzlich den Anruf einer bundesweit agierende Kette mit mehreren Hundert Läden, die mit ihm ins Geschäft kommen wollte. „Davon abgesehen, dass wir die gewünschte Menge nicht liefern könnten, würde ich mich niemals in die Abhängigkeit eines solches Konzerns begeben“, betont Hösterey.

Allein von den Burger Brezeln zum Wiederverkäuferpreis von 1,10 Euro pro 125-Gramm-Packung könnte die Bäckerei ebenfalls nicht existieren. Deshalb gehört zum Sortiment auch der „Bergische Gußzwieback“. Das halbrunde, etwa 15 Zentimeter lange und vier Zentimeter breite Traditionsgebäck veredelt der Betrieb mit Aufstrichen in den Geschmacksrichtungen Schoko, Kokos, Zitrone, Kakao, Haselnuss und Erdnuss. Und ebenso wie die Brezeln und die „Bergischen Butterkekse“ werden sie in dekorative Tüten verpackt, wo sie mehr als ein halbes Jahr lang frischbleiben.

Ein verlässlicher Umsatzbringer in der zweiten Jahreshälfte sind die in drei Varianten produzierten Spekulatius, mit denen der Konditormeister und sein Team die Nachfrage ebenfalls kaum abdecken können. „In diesem Jahr hat unser kleiner Großbetrieb schon über zwei Tonnen hergestellt, aber mehr als 600 Tüten pro Tag kriegen wir nicht hin“, sagt Hard-Rüdiger Hösterey.

Die Spekulatiusmaschine stammt aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg „und ist absolut topp, nur die Bänder gehen schon mal kaputt“. Etwas jüngeren Datums ist die Handpresse, auf denen die Rohlinge für die Brezel und den Gußzwieback geformt werden. Darüber hinaus schaut man sich in der Backstube vergeblich nach Maschinen um – denn selbst das Verpacken des Gebäcks geschieht manuell.

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