In Leipzig fliegen die Kunden auf Lerchen

1995 musste Jürgen Kleinert sich etwas einfallen lassen. Bis dahin ging es dem 1950 gegründeten Familienbetrieb gut. Dann hielten die westdeutschen Großfilialisten auch in Leipzig Einzug und machten vielen alteingesessenen Handwerksbäckereien das Leben schwer. Doch eines konnten sie nicht: Leipziger Lerchen herstellen. Kleinert wusste natürlich, wie das geht und setzte fortan in großem Stil auf die Produktion dieses Traditionsgebäcks.

„Ich behaupte mal frech, dass wir heute die meisten Lerchen verkaufen“, erzählt der 67-jährige Bäckermeister und Ingenieur für Lebensmitteltechnik in seiner Backstube im Stadtteil Lindenau. Die dieser Annahme zugrunde liegenden Zahlen sprechen jedenfalls für sich: Bis zu 200 Kilogramm Marzipanrohmasse pro Woche verarbeitet der Betrieb für die Herstellung des Dauergebäcks auf der Basis von Mürbeteig.

Daraus sowie aus weiteren Zutaten wie Puderzucker, Kirschkonfitüre, Schokolade oder Pistazien entstehen rund 3.500 Lerchen. Die Leckereien lassen vor allem am Standort „Höfe am Brühl“, unweit des Leipziger Hauptbahnhofs, die Kasse klingeln. Durchschnittlich 2,40 Euro kostet ein Exemplar von Kleinerts Markenzeichen, mit denen er den größten Teil seines Umsatzes erwirtschaftet.

Im Vergleich zu ihren Mitbewerbern ist die Bäckerei & Konditorei Kleinert, die zehn Fachgeschäfte betreibt, auch in dieser Hinsicht Spitzenreiter. „Viele Kollegen nehmen nur 1,30 Euro, aber das geht bei uns nicht.“ Noch mehr als der Betrieb selbst nimmt die Süßwaren-Kette Hussel, bei der Kleinert in zwei Leipziger Läden gelistet ist: 2,90 Euro.

„Bei keinem anderen Produkt achten wir so sehr auf konstante Qualität wie bei der Lerche“, erklärt der Unternehmer, der auf seinen Verpackungen als einziger Betrieb das Leipziger Stadtwappen verwenden darf. So kam es ihm vor einigen Jahren, als der Preis für Marzipan vorübergehend hoch war, auch nicht in den Sinn, Persipan zu verwenden. „Einen solchen Qualitätsverlust würden die Kunden übel nehmen.“

Jetzt, in Richtung Weihnachten, wird es wieder Zeit für die „Winterlerche“ mit einem Schneestern aus weißer Schokolade. Der Renner unter den Sondereditionen dieses Jahres war eine Ausgabe zum Geburtstag der vor 200 Jahren in Leipzig geborenen Clara Schumann mit dem Konterfei der Komponistin.

Eine solche Ehre will Jürgen Kleinert demnächst auch Schumanns Kollegen Johann-Sebastian Bach angedeihen lassen. Und Wolfang-Amadeus Mozart soll ebenfalls nicht leerausgehen: Die Mozart-Lerche mit Nougat und Pistazien ist bereits in der Entwicklung.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)

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