Alle zwei Wochen ein neues Brot

Wer’s nicht glauben will, muss backen: (Potenzielle) Kunden, die daran zweifeln, dass in der Bäckerei & Konditorei Gnauck wirklich alles selbst hergestellt wird, also ohne Fertigmischungen und Zusatzstoffe jeglicher Art, bittet Marlon Gnauck zu einem nächtlichen Besuch in der Produktion. „Das überzeugt selbst die größten Skeptiker und bringt mehr als jede wortreiche Erklärung“, hat der Unternehmer aus dem sächsischen Ottendorf-Okrilla erfahren.

Meister des Marketings: Marlon Gnauck

Der 36-Jährige, der den Betrieb mit nur einem Standort in der fünften Generation führt, ist nicht nur ein Meister des Handwerks, sondern auch des Marketings, zu dem auch die Überzeugungsarbeit direkt in der Backstube gehört. „Marketing und Öffentlichkeitsarbeit werden oft vernachlässigt“, sagt Gnauck, „aber wenn man das konsequent macht, lässt sich damit richtig Geld verdienen.“

Kürbisbrot

Konsequent heißt für ihn zum Beispiel, nahezu täglich auf Facebook präsent zu sein und dort jedes neue Produkt publik zu machen – vor allem in der örtlichen Facebook-Gruppe mit 1000 Mitgliedern. An neuen Produkten herrscht in dem kleinen Betrieb wahrlich kein Mangel: Seit Anfang des Jahres können sich die Kunden sogar alle zwei Wochen auf eine außergewöhnliche temporäre Brotkreation freuen.

Schoko-Chili-Brot

Die entwickelt und vermarktet Marlon Gnauck zusammen mit zwei befreundeten Kollegen, der Bäckerei Kittel im Erzgebirge und der Bäckerei Möhring in Sachsen-Anhalt. „So hält sich der Aufwand für den Einzelnen in Grenzen, und wegen der relativ großen Entfernung zwischen den Betrieben kommen wir uns nicht in die Quere“, sagt Gnauck.

Tomate-Buttermilch-Brot

Bei der Entwicklung seiner Sonderbrote bedient sich das erfolgreiche Dreier-Gespann meistens recht ungewöhnlicher Kompositionen, die bei Stamm- und Neukunden für große Augen sorgen. Zum Beispiel das rote Brot mit einem Rote-Beete-Anteil von 57 Prozent, das Schoko-Chili-Brot, die Gemüsekruste mit 30 Prozent grob geschnippeltem Gemüse, das Sauerkraut-Bacon-Brot oder das Sonnenblumenkern-Paprika-Brot mit 25 Prozent frischer Paprika in einem mediterranen Teig.

Apfel-Nuss-Brot

Appetitanregend auf Facebook gepostet, locken die Kreationen neue Kunden aus mehr als zehn Kilometer Entfernung an, die sonst vermutlich keinen Fuß in die drei Bäckereien setzen würden – und mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederkommen werden. Mit ihren fantasievollen Produkten möchten Gnauck, Kittel und Möhring eine unverkennbare Marke etablieren, deren Bezeichnung im Internet und im Umfeld ihrer Betriebe schon eine feste Größe ist. Weil sie es im Laden an prominenter Stelle präsentieren und die Kunden darauf zeigen und sagen, „das da hätte ich gerne“, haben sie es kurzerhand auf den Namen „DasDaBrot“ getauft.

Rotebeete-Brot (alle Fotos: privat)

„Wenn ich als kleiner Betrieb überleben will, muss ich den Kunden einen Grund liefern, warum sie zu mir kommen sollen“, sagt Marlon Gnauck. Das ist dem Marketing-Meister gelungen: Seit März dieses Jahres macht er pro Monat zwischen 30 und 50 Prozent mehr Umsatz. Und sein größtes Ziel lautet: „Ich möchte in den ‚Feinschmecker‘ kommen.“

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)