Samstags trifft man sich am Holzbackofen

Zweimal im Monat muss Patrick Romer beinahe so früh aus dem Bett wie ein Bäcker – und das auch noch samstags. Um 5 Uhr steht der Leiter des technischen Supports eines Münchner Verlags auf einem Grundstück unweit der Freisinger Innenstadt, um einen Backofen mit Buchenholz zu befüllen und anzuheizen. Um 10 Uhr werden dort die ersten Brote eingeschossen.

Romer ist Vorsitzender des Freisinger Backhauses, eines gemeinnützigen Vereins, der sich der Förderung des Bäckerhandwerks verschrieben hat. Und dazu gehört es eben auch, den Bewohnern der 30 Kilometer nördlich von München gelegenen Universitätsstadt alle zwei Wochen die Gelegenheit zu bieten, ihre selbst hergestellten Brote und Kuchen im Holzofen zu backen.

„Unser wichtigstes Ziel ist es, bereits bei Kindern ein Qualitätsbewusstsein für echte handwerkliche Backwaren zu wecken“, bringt Patrick Romer die Mission der 15 aktiven Mitglieder auf den Punkt. Das gelingt ihnen offenbar sehr gut, denn die Kurse und Veranstaltungen für Kindertagesstätten und Schulklassen sind oft Monate im Voraus ausgebucht.

Bei den Kleinen lässt sich das Interesse für gutes Brot am besten über eine gute Pizza wecken, wissen Patrick Romer und seine Mitstreiter, zu denen auch Bäckermeister und Ernährungsberater Jörg Hellemann gehört. „Wir geben den Kindern die Möglichkeit, ihren Pizzateig selbst herzustellen, zu formen und unter fachkundiger Anleitung einzuschießen“, beschreibt der IT-Spezialist einen Aspekt dieser Erlebnisstage für den Nachwuchs.

In den von Freisinger Schulen forcierten Workshops für Jugendliche, die meistens im Rahmen von Projektwochen stattfinden, geht es dann schon etwas tiefer in die professionelle Bäckerpraxis. „Dort vermitteln wir zum Beispiel alles Wissenswerte rund um die Herstellung von Sauerteig“, erklärt der Vereinsvorsitzende und passionierte Hobbybäcker Patrick Romer.

Worauf es dabei ankommt, wissen die meisten jener Freisinger, die samstags mit ihren Broten und Kuchen zu dem 2015 eröffneten Backhaus pilgern, bereits aus jahrelanger eigener Erfahrung. Am Ort des Geschehens werden sie schon von Jörg Hellemann erwartet, der die Bäckerausbildung im Jugendwerk Birkeneck im benachbarten Hallbergmoos verantwortet.

Trotz seiner langjährigen Berufserfahrung sind die Backtage des Vereins für Hellemann jedes Mal eine neue Herausforderung. „Da die Menschen natürlich unterschiedliche Brote mitbringen, muss Jörg immer abfragen, welche Mehle verwendet wurden, um sie im Backofen an der richtigen Stelle platzieren zu können“, erklärt Patrick Romer das Prozedere.

Der selbstgebaute Ofen fasst 30 Ein-Kilo- oder 16 Zwei-Kilo-Brote, die der Bäckermeister mit einer ausgefeilten logistischen Leistung einschließt – und sich dabei dessen Launen hinsichtlich Temperatur, Wetter oder Luftdruck bewusst ist. „Ein Holzbackofen hat halt seinen eigenen Kopf.“

Oft sind die Anmeldungen zu den im Handumdrehen ausgebuchten Backtagen so zahlreich, dass Patrick Rohmer weitere Buchenscheite für einen zweiten Durchgang nachlegen muss. Gewinnbringend genutzt wird zudem die beim Abkühlen verbleibende Hitze – beispielsweise für Kuchen, Rohrnudeln oder Aufläufe, die sich mit der Restwärme zufriedengeben.

Das samstägliche Backen, mehr aber noch die Kurse und Veranstaltungen auf dem weiträumigen Gelände, das auch vermietet wird, bilden das finanzielle Rückgrat des Vereins, der zuweilen auch mit eigens kreierten Spezialbroten auf Festen und Märkten der 50.000 Einwohner zählenden oberbayerischen Stadt präsent ist.

Anfangs wurden die Aktivitäten des rührigen Vereins von örtlichen Betrieben durchaus kritisch beäugt, erzählt Romer. „Aber inzwischen wissen die Bäckereien, dass wir ihnen keine Kunden wegnehmen, sondern das Handwerk unterstützen.“

Fotos: Freisinger Backhaus e. V.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)