Selbstbewusst die Stellung halten

Die Bäckerei & Konditorei „Café Obergfell“ hält selbstbewusst die Stellung – umgeben von Filialisten, Aufbackstationen und sonstigen Verkaufsstellen für Backwaren im 51.000 Einwohner zählenden Stadtteil Lichtenrade. Alle anderen Handwerksbetriebe sind hier längst von der Bildfläche verschwunden.

 

Dieses Schicksal dürfte die Familie Obergfell, die den Betrieb 1962 in Charlottenburg gegründet und vier Jahre später nach Lichtenrade verlegt hat, auf Sicht nicht ereilen. Die beiden Standorte am südlichen Ende des Bezirks Tempelhof-Schöneberg laufen gut, was zu einem großen Teil den Cafés zu verdanken ist. Wohl aber auch der Tatsache, dass es seit einigen Jahren wieder zunehmend Konsumenten mit einem Gespür für gute Backwaren gibt.

 

Stefan (54) und Martin Obergfell (52) führen das von ihren Eltern gegründete Unternehmen in der zweiten Generation. Und mit Christopher sowie seinen Cousinen Angelina und Vanessa Obergfell ist auch schon die dritte mit an Bord. Komplett wird die große Familie allerdings erst mit Stefans und Martins Schwester Susanne Wiedemann, die das ebenfalls von den Eltern gegründete und direkt an der Backstube gelegene „Apart-Hotel Obergfell“ betreibt und bei Bedarf auch in der Bäckerei mitarbeitet.

 

Das Café Obergfell ist ein Betrieb mit 35 Beschäftigten und einem bodenständigen Sortiment, in dem man etwa biologische, glutenfreie oder vegane Backwaren vergeblich sucht. Stattdessen aber zum Beispiel ein „Berliner Landbrot“, das in der ganzen Stadt Fans hat und gerne auch schon mal auf Vorrat mit den Urlaub genommen wird. „Da kommt so schnell keiner ran“, ist Stefan Obergfell überzeugt.

 

Die Bekanntheit des klassischen Roggenmischbrotes verwundert nicht, denn jedes Jahr am ersten August-Wochenende zeigen die Obergfells deutlich Flagge beim „Internationalen Berliner Bierfestival“ mit einer Million Besuchern im Stadtteil Friedrichshain. Hier verkaufen sie zum einen Tausende von Schmalzstullen und zum anderen ihre „Bierkruste“ als ganzen Laib. Außerdem sind sie regelmäßig auf vier Wochenmärkten präsent.

 

Als bodenständig, aber durchaus exklusiv lassen sich die Hochzeitstorten des mit der „Goldenen Brezel“ ausgezeichneten Familienbetriebs bezeichnen, die einen erklecklichen Teil zum Umsatz der Konditorei beisteuern. „Hier sind wir natürlich offen für die ausgefallensten Sonderwünsche der Kunden“, sagt Stefans Sohn Christopher Obergfell (35), der nicht nur backen kann, sondern auch Betriebswirtschaft studiert hat.

 

Die Konkurrenz durch Ketten, Aufbackstationen & Co. hat auch bei den Obergfells Spuren hinterlassen. „Das war nicht immer einfach“, betont Stefan Obergfell, „aber seit einigen Jahren läuft das Geschäft wieder besser“. So ist also davon auszugehen, dass die Familie Obergfell in Lichtenrade weiterhin selbstbewusst die Stellung halten wird.

Erstveröffentlichung: Allgemeine BäckerZeitung (www.abzonline.de)