Wachsen mit Alnatura, denn’s und Co.

„Ich bin immer wieder erstaunt über den Weg, den ich gegangen bin, denn so etwas Großes hatte ich gar nicht vor.“ Wie die meisten Bio-Betriebe zu jener Zeit hat auch Hans-Jürgen Leib mit seinem 1980 im Berliner Bezirk Wilmersdorf gegründeten BioBackHaus klein angefangen. Doch bereits zwei Jahre später konnte der im hessischen Wettenberg geborene Bäckermeister und Lebensmitteltechnologe seine erste Filiale eröffnen.

 

Hans-Jürgen Leibs beruflicher Werdegang war anfangs eng mit dem von Joachim Weckmann, dem Inhaber der Demeter-Bäckerei Märkisches Landbrot, verbunden: Die beiden Unternehmer gehörten 1978 zum Kollektiv des Brotgartens in Charlottenburg – jener legendären Keimzelle der Berliner Bio-Bäckereien. Heute verbindet Leib und Weckmann neben ihrer Freundschaft der Umstand, dass ihre Betriebe die größten in der Region Berlin-Brandenburg sind.

 

Für das BioBackHaus ging die Berliner Ära 1996 zu Ende – zumindest was die Produktion betrifft. Schon einige Jahre vor dem lange ersehnten Umzug in ein ehemaliges DDR-Backkombinat im brandenburgischen Falkensee traten sich die Mitarbeiter in Wilmersdorf gegenseitig auf die Füße. „Vor der Wende war es in West-Berlin jedoch kaum möglich, geeignete Flächen zu finden“, erzählt der 76-jährige Hans-Jürgen Leib in seinem heutigen Büro in Wustermark im Landkreis Havelland.

 

Dort ist das Unternehmen mit 160 Beschäftigten seit Mitte 2017 ansässig, nachdem es in Falkensee wiederum zu eng geworden war. Das anhaltend starke Wachstum ist vor allem auf den ungebrochenen Boom der Bio-Supermärkte zurückzuführen, mit denen die Bäckerei etwa 65 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet.

 

So sind die Backwaren aus Wustermark in allen Filialen der Ketten Alnatura, denn’s und basic im Raum Berlin-Brandenburg sowie in kleineren Naturkostläden, Reformhäusern und Frischemärkten zu finden. Weckmanns reiner Lieferbetrieb Märkisches Landbrot hingegen ist der Brot-Platzhirsch in den Filialen der BIO COMPANY, die vor allem in Berlin, Dresden, Hamburg und Potsdam vertreten ist. „Wir haben uns das gut aufgeteilt“, bemerkt Leib mit einem Schmunzeln.

 

Flagge zeigt das Unternehmen, in dem auch Bio-Fachverkäufer ausgebildet werden, zudem mit seinem Filialnetz aus zehn Geschäften in Berlin und Brandenburg sowie auf vier Wochenmärkten. Und der elfte Standort soll im Mai dieses Jahres im Berliner Villen-Stadtteil Dahlem eröffnet werden – unmittelbar gegenüber einem konventionellen Mitbewerber.

 

Trotz der kontinuierlich steigenden Umsätze mit den großen Bio-Märkten setzt Hans-Jürgen Leib weiter auf den behutsamen Ausbau des Filialnetzes – das Risiko der Abhängigkeit ist ihm zu groß. „Und wer weiß schon, wie viele davon in zehn oder 15 Jahren noch existieren werden“, gibt der Unternehmer zu bedenken.

 

Leib spielt mit diesem Hinweis auf den ständig wachsenden Bio-Anteil in den Sortimenten von REWE, Edeka & Co. an, der seiner Einschätzung nach zu einer realen Bedrohung für die Bio-Ketten werden könnte. „Dieses Geschäft lassen sich die Konzerne doch nicht entgehen.“

 

Wenn der dreifache Familienvater und alleinige Gesellschafter der BioBackHaus GmbH über sein eigenes Geschäft nachdenkt, stellt sich unweigerlich die Frage, wie er mit dem Thema Nachfolge umgehen soll. Nicht auszuschließen ist, dass sein 16-jähriger Sohn das Unternehmen eines Tages führen wird. Aber das steht in noch den Sternen. Deshalb spielt Hans-Jürgen Leib auch mit der Option, die Firma in eine Familienstiftung zu überführen. Fest steht für ihn momentan lediglich, „dass ich jetzt nicht aufhören kann“.